Wieder mal in Lima...

Manche dinge sind noch fast ursprünglicher als denkbar...andere dinge sind nun hier in lima auch so wie es heute halt so ist - überall in der von mc donalds, starbucks und den telecom-multis dominierten welt. kinder und jugendliche im geräterausch. schon mediensucht oder nur das initiale geniale, welches antreibt und bald wieder die anziehungskraft verliert? nun, jedenfalls sehe ich hier kinder und jugendliche, welche wirklich ständig nicht nur die geräte in der hand halten. nicht ganz alle, nicht jene, deren eltern sich um die geistige und kreative hygiene ihrer kinder sorgen und limiten setzten. nein, aber jene vielen, welche diese pausenlos und zungezügelt nutzen. nach einigen stunden (!) fragt man sich, ob diese geräte dann nicht irgendwann leer sind und ihre benutzer gelangweilt, müde sind. immer wieder das selbe spiel. nochmals das selbe. noch einen spruch auf facebook und noch rasch ein bild vom verkehrt angezogenen gürtel oder dem schweizer rahmtäfeli, welches man soeben erhalten hat, aber nicht mal weiss, was es ist. zuerst mal fotografieren, posten, likes abwarten. kreativität pur, volle kommunikation und interaktion - unterbrochen nur durch eine wieder fokusierende linse, welche eine kurze, motorisch schon fast einem standardisierten schema folgende pose in die reale welt im raum sendet. .

 

die multinationalen konzerne haben auch hier die glieder ihrer schweren kette ausgelegt und reizen eine welt, welche keine zeit hat, sich ruhig von immer noch weit verbreiteter armut (im materiellen sinne und aus sicht der entwickelten welt) hin in die dominanz des konsums zu entwicklen.

 

in der konsum-demokratie sitzen menschen ohne halt und ohne heimat direkt neben den auf ihren smartphones herumwühlenden gestalten jeden alters. in der grossen, manchmal nach sehr wenig hab und gut aussehenden szenerie scheint im moment das gerät und sein abo der mittelpunkt jeglichen interesses. hinter diesen bildschirmen und schalflächen liegen die grossen träume von erfolg, reichtum, von bekommen und von unendlichem spass und grenzenloser unterhaltung. der aufwand dazu liegt nur in einer kleinen bewegung des fingers. alles andere wird anstrengender und verschwindet nach und nach im dunstkreis der langeweile. kreditgeber sind die flügel für diese entwicklung. es ist nicht unbedingt nur das mehr an arbeit, welche diese entwicklung antreibt. die zinsen füllen wieder den immer selben konzernen und leuten die kassen. alles mit hochgezüchteten risikomodellen durchgerecht und mit fiesen kommunkationsstrategien umgesetzt. fragemente der konsumerziehung, schritt für schritt. es ist eben keine hirnwäsche mehr, denn die meisten hirne heute sind fast überall wach und vernünftig gebildet. es ist das emotional belasten und dann wieder entlasten, welches fängt. es sind die sichten auf schmerzen und auf glücksmomente. es ist die gewissheit irgendwo teil des grossen zu sein, mittendrin sogar. ueber jahre in mühsamer kleinstarbeit verbreitet und nun dank den neuen technologien mit der grossen kelle angerichtet.

 

dabei gilt es den reiz stetig hoch zu halten, zu erneuern und ungestillt zu belassen. informieren im überfluss, die leute aber dabei so dumm, einfältig, anspruchslos und motorisch und geistig karg haltend (...halt nur noch mit einem finger). so, dass jedes informations- und wissenfragment schmerzt, welches nicht bis zur grausamkeit attraktiv und unterhaltend daherkommt. freunde ohne geschichten, bilder und tolle sprüche werden noch schneller mühsam, als sie früher schon waren. viel bis auf nichts verkürztes und attraktives soll die grund- & sachverständnis als basis für künftige sinnvolle kritik an den wirklich zu kritisierenden zuständen und entwicklungen dieser "neuen welt" immer mehr in den hintergrund bringen. die masse lässt sich gehen und gibt dabei alle selbstständigkeit auf, ohne es zu merken.

 

die masse hinter den medialen  rattenfängern ist erschlagend. das eigene denken wird auf die formulierung von fragen und suchbegriffen limitiert. die eigene einschätzung durch bilder und bewertungssterne erstetzt. ohne kennen und vernetzen von hintergründen und gesichte bleibt nur noch der fremde lebens- und aktionsplan übrig.

 

so rasch und so laut wie sich die mototaxis, autobuse oder mit draht zusammengebundenen oldtimer durch die stadt quälen, so unscheinbar leise und and der oberfläche trügerisch langsam entwickelt sich die "neue" welt mit ihren guten und schlechten geistern. von der diktatur in die kosum-demokratie. dabei ist die dynamit wie im verkehr: immer nahe an der kollision, nahe am kollaps. und doch geht alles. alles geht. die meisten kommen irgendwo an, im sog der masse.


nun, das hat alles bei weitem nicht nur mit lima, mit peru, mit den menschen hier zu tun. aber ich hatte schon oftmals in länder mit kürzeren entwicklungszeiten den eindruck, das man durch die höhere sichtbarkeit der schere zwischen arm und reich, aber auch zwischen alt und neu, zwischen technologlie und handarbeit die dinge schärfer sieht als andernorts. dabei gönnt man die positiven seiten der entwicklung während aber viele fragen offen bleiben und neue dazu kommen.

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