Blog : Schreib- & Tippzeugs

Ob es wichtig sei oder nicht: ich hatte früher zu Zeiten meiner Ausbildung so viele Fehler in Fach "Maschineschreiben", dass ich bei der Abschlussprüfung auf der Notenskala ganz, ganz links landete. So viel ich mich erinnere, war noch mehr links nur noch eine grosse, grosse Leere obwohl meine Texte "voll" waren - zumindest mit Fehlern.

Mi

07

Okt

2015

Generation WIR trifft auf Generation ICH

Burnout pur. Heute in der Entsorgungsstelle alte Keramiktöpfe von Scherben von Weinglässern getrennt bevor ich die Keramik in dem mit Tape geflickten Fechtkörben belassen habe und diese mit den anderen Eco-Sündstoffen auf die Waage gebracht und 5.60 + 1.40 Trinkgeld für die armen Handschuhe-Träger dort bezahlt habe. Dann habe ich meine 9- und 6 jährigen Söhne mit den Glassplittern zum Glascontainer geschickt. Gefährliche Aktion - wäre wohl von den "Fachleuten" Grund genug, mir meine Kinder zu entziehen und sie in eine mit Qualitätssiegel ausgestattet Anstalt zu bringen. Nun, das schlecht Gefühl im Bauch, der Druck auf der Brust und die schwarzen Gedanken, welche einen aus der WIR-Generation bei einer solchen Schandtat begleiten sind leider nicht messbar. Jedenfalls wär's wohl ein Grund für mildernde Umstände.


Tja, die WIR-Generation. Jene, die gelernt haben sozial zu sein nach den ständigen kleinen und dann den grossen Kriegen in Europa Jene, denen Gleichberechtigung, Team-Work, Coaching und 360-Grad-Feedback andere WIR-Spiele beigebracht wurden. Nun steht denen die ICH-Generation gegenüber. Die ICH-Generation hätte sich wohl weder an der Entsorgungsstelle ähnliche Gedanken gemacht, noch hätten die heute den ganzen Tag an Terminverschiebungen herumgedacht. Terminverschiebungen um eine Idee, ein Angebot, ein Wunsch, eine Initiative aus der ICH-Generation (zwar zu Gunsten der Nachkommen der WIR-Generation) so einfach umzusetzen, das die 30 Jahre jüngere ICH-Generation ihre Initiative mit Erfolg und dazu noch mit wenig Aufwand in eine gelungene Aktion umsetzen kann. Es stellt sich dabei wieder als Resulat heraus, dass die Ich-Generation antwortet nur noch auf Kommunikation, wenn die Zeit, der Ort und die Fragestellung für das eigene Leben von mindestens minderer Bedeutung ist. Die Generation ICH kann mehrere Inititiativen und Pläne gleichzeitig schmieden - als ICH oder unterhaltsame WIR-Aktionen- und kann solange die besten Lösungen "casten", bis dies im ICH-Moment dann alles stimmig zu einem Entscheid und einer Aktion führt. Nur ist im ICH, dann nicht drin, dass für die verworfenen WIR-Varianten noch einige ICH's involviert waren, welche sich vielleicht auf diese Variante ausgerichtet, organisiert und sich gegebenfalls vielleicht gar darauf gefreut haben. Nun, früher war nur jede 6 Monate  ein grösserer Anlass, die finanziellen Mittel haben für viele nicht mal für die Transportmittel genügt und daher war die Verlockung zu viel anzudenken und nicht umzusetzen doch einiges kleiner. Aber am Ende fehlt der Generation ICH in ihrem automatischen Sitautions-Analyse-und Wohlfühl-Scanner trotz nie da gewesener Kommunikationsmöglichkeiten, Geschwindigkeit und Einfachheit die Frage nach einem anderen ICH und damit von zwei aufwärts nach dem WIR. Die WIR-Generation hat gelernt, dem anderen zu antworten. Das war früher Anstand, Teil des gesellschaftlichen Selbstverständnisses. Auch hat die WIR-Generation auf alle Probleme gehört, welche nur schon denkbar waren. Lösungen wurden diskutiert, debattiert, Energie verbraucht. Die ICH-Generation scheint zwar viele Probleme wahrzunehmen, sich aber am Ende immer wieder auf das kleine, unwichtige eigene zurückzuziehen und den Rest mit Erfolg, Fun, Glamour und künstlerischer Coolness zu füllen - die Freiräume so zu sagen. Dann bleibt, der Abfall halt irgendwo liegen, die Kopfhörer drin und die Tastatur unberührt, wenn es im falschen Moment nach Aufwand, Energieverbrauch und fremden Anliegen geht.


Die ICH-Generation ist es, welche die Regeln für das "Sozial" jetzt aber definiert. Die ICH-Generation hat Muster, Abläuft und Systeme, welche Probleme finden, definieren, extrahieren und gezielt delelegieren - alles zertifiziert, normiert, Inhalte und Argumente gegoogelt oder von Vordenkern übernommen, angecoached mit psychologie und Tunnelblick, Ausblenden. Die ICH-Generation hat damit einen heiden Aufwand und einer immense Belastung. Da liegt WIR nur noch drin, wenn man selber mal wieder etwas WIR, Wärme, Mitgefühl und Hilfe brauchen oder ein angestrebter Erfolg ausbleiben könnte - dannk, wenn für das ICH der Erfolg nur über das WIR, über "Assitenz" mindestens eines weiteren ICH's möglich ist. Dann wird am WIR gearbeitet, entwickelt, gewerkelt, zusammen durch Feuer gegangen und aus der Luft gesprungen. Um das WIR zu machen, welches dem Einzelnen Ruhm, Ehre und Erfolg verspricht. Ansonsten ist das WIR noch das Austauschen von Versen, Schlagwörtern, Klamauk, Freizeitbildern und viel, viel Lächeln. Nun, eins ist offensichtlich: die ICH-Generation zwischen 18 und 35 hat ist schon gleichermassen Erholungs- und Wellnessbedürfig ist wie die ü-70-jährigen, die mindestens einen der grossen Kriege noch miterlebt haben. Oder wie die Kinder der Nachkriegsgenration, welche zu viel Energie noch immer an das WIR verschwendet und aus irgendwelchen Gründen nicht Ruhe geben auf und resignieren will. Das wirft doch Fragen auf. Diese Wellness-Notwendigtkeit nach dem Energieeinsatz für sich selber ist doch beeindruckend. Wäre es dankbar - die sensationellen Umstände der heutigen ICH-Generation betrachtend - dass das ICH ohne das WIR am Ende viel anstrengender ist, als ein WIR, welches ein minimales Mit- und Aneinander-Denken noch in Form von "Respekt" und "Anstand" als Grundelemente des Zusammenlebens definiert?


Bei der Generation WIR war das nicht alleine-ICh-Sein noch spürbar zum Ueberleben NOTwendig. In der Generation ICH läuft alles im Untergrund so rund und einwandfrei, alle Grundbedürfnisse sind gedeckt.  Ein WIR ist nur noch situativ für die Weh-Wehchen und das Wohlfühlprogramm weit über dem Fundamentalsten wirklich nötig. Das WIR wird auch entsprechend schnell lästig und der ICH-Modus daher - auf dem Fundement der Verfügbarkeit von allem Notwendigen - schnell wieder eingeschaltet um die Störfaktoren des WIR's auszublenden.


Jetzt sitz ich  aus der Generation WIR da und mache alle in den letzten 4 Tagen entstandenen WIR-Arrangemente basierend auf der ICH-Generations-Inititiave wieder rückgängig. Dabei spüre ich eine Ohmacht bis hin zu einem Funken Wut. Wut auf mich selber, denn ich hätte es wissen müssen. Ratlosigkeit, weil ich noch nicht weiss, wie ich solche Zeilen inskünftig verhindern und mich auf meine hier um mich herzumliegenden Probleme konzentrieren soll. Ausgebrannt - dazu ist es noch Freitag abends - stelle ich mir Fragen, ob ich denn trotz "Management-Erfahrung" nun in meinem eignen, sozialen Verständnis naiv geblieben bin.


Hätte die Generation ICH vor einigen Stunden bei der Entscheidungsfindung an mich und meine Situation gedacht, dann, ja dann hätte ich meine ganze Energie sparen und für MICH und die MEINEN einsetzen können. Der Burn-Out naht. Der WIR-Perfektionismus paart sich nun noch mit der ICH-Ignoranz und den Gesetzen der ICH-Generation welche mit Kommunkationsmitteln bis an die Zähne bewaffnet ist, aber damit nicht mehr die wirklichen Inhalte transportiert ausser Casting-Küsschen und Bilder von Gourmet-Happen. Und ich ärgere mich noch darüber, als ob im WIR nicht schon genügend Zeit und Kraft für Aktivitäten wie das Trennen von Kreramik- und Glassplittern vergeuden würden. 


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Fr

06

Feb

2015

Zeit zum Schreiben...

Einfach mal wieder etwas Zeit zum Gedankenschreiben. "Blogen" wie man das heute nennt. Raus aus dem kopf, ab zu den Finger und rein ins "Online-Tagebuch", etwas genauer übersetzt ins "auf-der-line-Buch".

 

Keine Konzepte. Keine fertige Analyse. Vor dem Denken noch nicht existierende Einschätzungen, welche im Zuge des Schreibens wie geplante Meinungen und Konstrukte aussehen. Nichts, das überzeugen muss. Es muss nicht erklären, muss nicht unterhalten. Es muss nicht mal wahr sein. Nichts Akademisches und wahrscheinlich dann halt auch keine Poesie. Jedenfalls mal wieder keine geschäftlichen Konzepte. Einfach mal wieder frei von der Leber schreiben. Eigentlich ziellos. Gut, wenn die Gedanken sich dann sinnbildend so vernetzen, dass Aussagen entstehen, über welche man vielleicht gar einen Moment nachdenkt. Oder wenn man sich irgenwann in einem anderen Moment sogar erinnert. Kann sein, muss nicht.

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Do

05

Feb

2015

Wieder mal in Lima...

Manche dinge sind noch fast ursprünglicher als denkbar...andere dinge sind nun hier in lima auch so wie es heute halt so ist - überall in der von mc donalds, starbucks und den telecom-multis dominierten welt. kinder und jugendliche im geräterausch. schon mediensucht oder nur das initiale geniale, welches antreibt und bald wieder die anziehungskraft verliert? nun, jedenfalls sehe ich hier kinder und jugendliche, welche wirklich ständig nicht nur die geräte in der hand halten. nicht ganz alle, nicht jene, deren eltern sich um die geistige und kreative hygiene ihrer kinder sorgen und limiten setzten. nein, aber jene vielen, welche diese pausenlos und zungezügelt nutzen. nach einigen stunden (!) fragt man sich, ob diese geräte dann nicht irgendwann leer sind und ihre benutzer gelangweilt, müde sind. immer wieder das selbe spiel. nochmals das selbe. noch einen spruch auf facebook und noch rasch ein bild vom verkehrt angezogenen gürtel oder dem schweizer rahmtäfeli, welches man soeben erhalten hat, aber nicht mal weiss, was es ist. zuerst mal fotografieren, posten, likes abwarten. kreativität pur, volle kommunikation und interaktion - unterbrochen nur durch eine wieder fokusierende linse, welche eine kurze, motorisch schon fast einem standardisierten schema folgende pose in die reale welt im raum sendet. .

 

die multinationalen konzerne haben auch hier die glieder ihrer schweren kette ausgelegt und reizen eine welt, welche keine zeit hat, sich ruhig von immer noch weit verbreiteter armut (im materiellen sinne und aus sicht der entwickelten welt) hin in die dominanz des konsums zu entwicklen.

 

in der konsum-demokratie sitzen menschen ohne halt und ohne heimat direkt neben den auf ihren smartphones herumwühlenden gestalten jeden alters. in der grossen, manchmal nach sehr wenig hab und gut aussehenden szenerie scheint im moment das gerät und sein abo der mittelpunkt jeglichen interesses. hinter diesen bildschirmen und schalflächen liegen die grossen träume von erfolg, reichtum, von bekommen und von unendlichem spass und grenzenloser unterhaltung. der aufwand dazu liegt nur in einer kleinen bewegung des fingers. alles andere wird anstrengender und verschwindet nach und nach im dunstkreis der langeweile. kreditgeber sind die flügel für diese entwicklung. es ist nicht unbedingt nur das mehr an arbeit, welche diese entwicklung antreibt. die zinsen füllen wieder den immer selben konzernen und leuten die kassen. alles mit hochgezüchteten risikomodellen durchgerecht und mit fiesen kommunkationsstrategien umgesetzt. fragemente der konsumerziehung, schritt für schritt. es ist eben keine hirnwäsche mehr, denn die meisten hirne heute sind fast überall wach und vernünftig gebildet. es ist das emotional belasten und dann wieder entlasten, welches fängt. es sind die sichten auf schmerzen und auf glücksmomente. es ist die gewissheit irgendwo teil des grossen zu sein, mittendrin sogar. ueber jahre in mühsamer kleinstarbeit verbreitet und nun dank den neuen technologien mit der grossen kelle angerichtet.

 

dabei gilt es den reiz stetig hoch zu halten, zu erneuern und ungestillt zu belassen. informieren im überfluss, die leute aber dabei so dumm, einfältig, anspruchslos und motorisch und geistig karg haltend (...halt nur noch mit einem finger). so, dass jedes informations- und wissenfragment schmerzt, welches nicht bis zur grausamkeit attraktiv und unterhaltend daherkommt. freunde ohne geschichten, bilder und tolle sprüche werden noch schneller mühsam, als sie früher schon waren. viel bis auf nichts verkürztes und attraktives soll die grund- & sachverständnis als basis für künftige sinnvolle kritik an den wirklich zu kritisierenden zuständen und entwicklungen dieser "neuen welt" immer mehr in den hintergrund bringen. die masse lässt sich gehen und gibt dabei alle selbstständigkeit auf, ohne es zu merken.

 

die masse hinter den medialen  rattenfängern ist erschlagend. das eigene denken wird auf die formulierung von fragen und suchbegriffen limitiert. die eigene einschätzung durch bilder und bewertungssterne erstetzt. ohne kennen und vernetzen von hintergründen und gesichte bleibt nur noch der fremde lebens- und aktionsplan übrig.

 

so rasch und so laut wie sich die mototaxis, autobuse oder mit draht zusammengebundenen oldtimer durch die stadt quälen, so unscheinbar leise und and der oberfläche trügerisch langsam entwickelt sich die "neue" welt mit ihren guten und schlechten geistern. von der diktatur in die kosum-demokratie. dabei ist die dynamit wie im verkehr: immer nahe an der kollision, nahe am kollaps. und doch geht alles. alles geht. die meisten kommen irgendwo an, im sog der masse.


nun, das hat alles bei weitem nicht nur mit lima, mit peru, mit den menschen hier zu tun. aber ich hatte schon oftmals in länder mit kürzeren entwicklungszeiten den eindruck, das man durch die höhere sichtbarkeit der schere zwischen arm und reich, aber auch zwischen alt und neu, zwischen technologlie und handarbeit die dinge schärfer sieht als andernorts. dabei gönnt man die positiven seiten der entwicklung während aber viele fragen offen bleiben und neue dazu kommen.

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